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WIENER MELANGE

Mit Donya Aalipour, Louise Deininger, Arbi Jaballah, Fabian Köttl und Dzvinya Podlyashetska

Die Melange gilt als Wiener Spezialität. Deswegen wird sie auch „Wiener Melange“ genannt“. 

Eine Melange besteht aus konkreten Bestandteilen, die für sich jeweils eine eigene Identität haben, sich unterscheiden in Farbe, Duft, Geschmack, mit individuell unterschiedlicher Wirkung auf Körper, Geist und Seele. 

Indem sich in der Melange die einzelnen Teile verbinden, bleibt nichts mehr, wie es vorher war. Den verschiedenen Bestandteilen ist ihrer Besonderheit noch nachzuspüren. Doch in in ihrer Zusammenstellung nehmen sie eine neue Gestalt an. Sie verändern sich in ihrer Gemeinschaft wechselseitig. 

In der Melange ordnet sich kein Teil, den anderen unter. Die Melange ist Pluralität. Sie schafft ein neues Ganzes, in dem das zuvor einzelne als identitätsstiftende Substanz noch immer vorhanden ist und in der Komposition eine neue Eigenheit hervorbringt. 

So können wir die Wiener Melange als einfache Metapher betrachten, wie sich alles – durch die Verbindung mit anderem – substanziell erhält und gleichzeitig grundlegend verändert. Auch in der Gesellschaft.

Wir erleben, wie die Philosophin Isolde Charim es nennt, in unserer Gesellschaft „die neue Pluralisierung“. Nicht nur eine Pluralisierung der Lebensformen, sondern ebenso eine Pluralisierung der Bevölkerung. Durch die entstandene ethnische Vielfalt in unserer Gesellschaft, verändert sich das gesellschaftliche Ganze und jeder einzelne. Frühere nationale Typisierungen verlieren an Bedeutung. Sie bestimmen weniger unsere Zugehörigkeit. Wir bewegen und verstehen uns vielmehr durch vielfältige kulturelle Milieus. 

„Die Pluralisierung verändert unseren Bezug zu anderen und sie verändert den Bezug zu uns selbst, wie wir uns auf uns selbst beziehen…. Keiner kann heute seine Kultur noch so leben, als ob es keine andere Kultur gäbe“, notiert Isolde Charim. Es gibt kein Weltbild mehr, das von allen gleich gesehen, besser: entworfen wird. Vielfalt bestimmt unsere Identität. Es gibt keine nationale Leitkultur mehr. Keiner kann anderen mehr vorgeben, was „normal“ sein soll. 

So entstehen neue Freiheiten. Sie gehen freilich einher mit neuen Unsicherheiten. Gewohnte Identitäts-Gefüge werden erschüttert. Individualität ist – in neuem sozialen Kontext – neu zu bestimmen. Das ist für jeden eine Herausforderung. Manche reagieren mit Abgrenzung. Sie möchten die Pluralisierung zurückdrängen. Andere verkünden dagegen „The Beauty of Diversity“. Aber Vielfalt muss berühren, darf nicht als Bedrohung, sondern muss als Bereicherung erlebt werden. Eine reale Bedrohung sind die, die andere ihr Weltbild vorschreiben wollen und die, die sich ihnen nicht unterwerfen mit verbaler oder gar physischer Gewalt bekämpfen. 

Den Gewinn von Vielfalt können wir nur in direkter Begegnung entdecken – die Schönheit ebenso wie alle inspirierenden Impulse, die durch sie angeboten werden. Was wir dazu brauchen, so Charim: „Eine Begegnungszone, die ein Raum der Unterschiede ist – wo auch Unterschiedliche Gleiche sein können“.

Eine solche Begegnungszone will AG18 Gallery mit ihren Offerten von Vielfalt schaffen. Dieses Mal mit der Ausstellung „Wiener Melange“. Sie zeigt vier KünstlerInnnen, die in Wien leben und arbeiten, die als Ensemble Vielfalt darstellen und die gemeinsam sagen können: „Wir sind Wien“

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